Die Künstlerin Sarah Kienpointner zeigt Arbeiten, anhand derer nicht nur die Interessen und Schwer­punkte der Auseinandersetzung der Künstlerin mit dem Medium der Fotografie nachvollziehbar werden, sondern vor allem auch jene groben Bedeutungsverschiebungen, denen sich die Foto­grafie selbst – etwa vor dem Hintergrund unendlich verfügbarer online Bilder – ausgesetzt sieht.

Mit – auch in ihrer Nebentätigkeit der akribischen Arbeit in Bildredaktionen diverser Lifestyle-Maga­zine – geschultem Instinkt, gelingt es ihr, neuralgische Punkte der Bildproduktion und eben gestei­gerter Post-Produktion bloßzulegen. Indem sie z.B. private Familienaufnahmen in Bildbanken (Meine Mutter und Ich, August 1982) mit Fotos aus dem kommerziellen Repertoire jener gleich­setzen ließ, wirft die Künstlerin dringliche Fragen nach Autorenschaft und Wertigkeit der Bilder und dem implodierenden Verhältnis von fotografischer Abbildung des Menschen und damit ursprünglich einhergehendem Identitätsbeweis auf.

In präzise veranschaulichten Transfers von einem Medium zum anderen streicht sie die einst in das Medium gesetzten Hoffnungen, die Verlustigkeit dieser durch mediale Ablöse, der stets drän­gend nachfolgenden Technik und die daraus resultierenden kulturellen und ökonomischen Kämpfe um Innovation in medialer Zähmung archaischem Sammlungsdranges des Menschen hervor, wie in der Arbeit „BAYWATSH - Teilw. Ohne TON“ und den darin wirkenden orthografischen Unschärfen in den Beschriftungsgewohnheiten von VHS-Kasset­ten. Einmal mehr dienen Sarah Kienpointner Humor, Reflexion und mediales Gespür in der Über­führung des Menschen als visuell gierigen, aber trotz medialer Überausgestattetheit nur schein­bar omnipotenten Schöpfer seiner gigantischen Bilderwelten.

 

Durch konzeptuelle Aufführung treten analytische Momente genereller Veränderlichkeit und Brüche im Dreiecksraum zwischen Fotografierten, Fotografie und visuellen Konsumenten auf, um dabei dem Readymade-Status der großteils vorgefunden Bilder bildinterne Formen und zusätzliche Beziehungen zu entlocken.

(Christian Egger)

 

 

 

 

 

Fotocredits:

Buchcover (Folder) © Christoph Meißner

Ausstellungsansichten © Günter Richard Wett